Bioethanol als Kraftstoff – Ein Überblick

Bild: © panthermedia.net / Rosemarie Bolecke - Bioethanol wird unter anderem aus Zuckerrüben gewonnen
Bild: © panthermedia.net / Rosemarie Bolecke – Bioethanol wird unter anderem aus Zuckerrüben gewonnen

Bioethanol als alternativer Kraftstoff sorgt seit einiger Zeit für viele fragende Gesichter an den deutschen Tankstellen. Kaum jemand weiß, was sich hinter der Bezeichnung wirklich verbirgt und ob das eigene Auto den neuen Sprit überhaupt verträgt. “Ethanol” bedeutet umgangssprachlich ausgedrückt nichts anderes als “Alkohol”. Benutzt man Ethanol als Kraftstoff, handelt es sich meist um unterschiedliche Gemische mit einem hohen Ethanol-Anteil. Hinter der Abkürzung “E85” an der Zapfsäule steckt also eine Mischung mit einem Ethanol-Anteil von 85 Prozent. Die hierzulande kontrovers diskutierten E10 und E5 werden dagegen nicht mehr explizit ausgewiesen und wie normales Benzin verkauft.

Ethanol nicht gleich Bioethanol

Im Gegensatz zu normalen Ethanol-Treibstoffen ist Bioethanol nur aus Biomasse oder biologisch abbaubaren Anteilen von Abfällen hergestellt. Zwar schont auch herkömmliches Ethanol die Umwelt, aber bei der Herstellung wird viel Energie verbraucht, die sich wiederum negativ auf die Klimabilanz auswirkt. Wer mit Ethanol-Treibstoff wirklich “grün” unterwegs sein will, sollte also auf solches Bioethanol als Kraftstoff setzen, das bei seiner Produktion keinerlei Kohlendioxid in die Luft pustet. Hier ein Überblick über passende Autos, Kosten und Technik- und Umweltaspekte.

Verträgt mein Motor Bioethanol als Kraftstoff?

Während hierzulande Autohersteller kaum Fahrzeuge anbieten, die Ethanol in Reinform oder starken Mischungen vertragen, so gibt es doch einige Modelle, die einen Mix mit bis zu 85 Prozent Ethanol vertragen.

  • Audis A4 2.0 TFSI flexible fuel und A4 Avant 2.0 TFSI flexible fuel
  • Bentley Continental Supersports
  • Fords Focus 1.6 Ti-VCT Flexifuel, Focus Turnier 1.6 Ti-VCT Flexifuel, Focus C-MAX 1.6 Flexifuel, Mondeo 2.0 Flexifuel, Mondeo Tunier 2.0 Flexifuel, S-MAX 2.0 Flexifuel, Galaxy 2.0 Flexifuel
  • Renaults Laguna 2.0 16V 140 E85, Laguna Grandtour 2.0 16V 140 E85, Latitude 2.0 16V 140 E85
  • Volvos C30 2.0F, S40 2.0F, V50 2.0F, S60 T4F, V60 T4F, V70 T4F und S80 T4F

Teilweise bezahlt man aber für diese Modelle bis zu 1.500 Euro mehr im Vergleich zu einem reinen Benziner.

Von eigenmächtigem Nachrüsten wird abgeraten

Einen alten Motor für den Betrieb mit Bioethanol als Kraftstoff nachzurüsten, ist nicht empfehlenswert. Viele Angebote sind Schwindel und schaden dem Motor längerfristig. Noch dazu kann nicht nur der Motor bei zu hohem Ethanol-Anteil streiken, auch Farbanstrich, Schläuche und Dichtungen können schnell zersetzt werden.

Angebot und Kosten

Bioethanol steckt noch in den Kinderschuhen. Bislang bieten nur knapp 350 Tankstellen in Deutschland den Treibstoff an, häufig unter irreführenden Bezeichnungen wie „Bio-Super“ oder „CropPower85“. Der alternative Treibstoff kostet durchschnittlich rund 20 Cent weniger als ein Liter Superbenzin, variiert je nach Bundesland aber stark. Das hat einerseits mit der bis Ende 2015 ermäßigten Mineralölsteuer für Bioethanol zu tun, andererseits mit der in Ethanol weniger vorhandenen Energie als in herkömmlichem Benzin. Rund 35 Prozent mehr Kraftstoff braucht es bei Bioethanol im Vergleich zu einem Benziner.

Woher stammt Bioethanol?

Bioethanol stammt nach wie vor hauptsächlich aus Zucker, Zuckerrüben und stärkehaltigem Getreide. Das führte schon zu einer erbitterten Diskussion in ganz Europa, ob es moralisch, ökonomisch und ökologisch wirklich vertretbar ist, bei Millionen von hungernden Menschen weltweit, Lebensmittel zu Treibstoff weiterzuverarbeiten. Als Konsequenz ist die Herstellung von hierzulande zugelassenem Bioethanol harsch überwacht und reglementiert. Mittlerweile setzt man zudem auf die Nutzung der Biomasse von zellulosehaltigen Stoffen wie Chinaschilf, Rutenhirse und Holz. Der so gewonnene Treibstoff wird “Cellulose-Ethanol” oder “Biokraftstoff der zweiten Generation” genannt.

Ein guter Kompromiss

Trotz aller Schwächen wie einem höheren Verbrauch, wenig passenden Autos und regionalen Versorgungsproblemen ist Bioethanol die zur Zeit beste Lösung, um vom Rohöl unabhängig zu werden, die Umwelt und seine eigene Gesundheit zu schonen und weniger Geld beim Tanken auszugeben. Ein weiterer Vorteil ist, dass Ethanol durch seine hohe Oktanzahl das Kompressionsverhältnis im Motor steigert und dieser so – für den Fahrer häufig spürbar – eine Note fester zupackt. Auch wenn Bioethanol als Kraftstoff sicher nicht die herbeigesehnte Lösung für das bevorstehende Ende des fossilen Zeitalters ist – der neue Treibstoff ist ein guter Kompromiss und ein erster Schritt in die richtige Richtung.

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