So gemütlich eine Rundfahrt durch die Hauptstadt auch sein mag, sicher fühlt man sich dabei im alten VW Käfer nicht. Der Klassiker aus 1958 scheint bei jedem Abbiegen eine Gefahr zu bergen, der ach so kleine Airbag entpuppt sich als lautstarke Hupe, die einem nicht angeschnallten Fahrer bei einem möglichen Aufprall, selbigen unüberhörbar deutlich machen würde. Über passive Sicherheitsssteme machte sich damals noch niemand Gedanken, Staus in unserer heutigen Dimension waren noch nicht denkbar und wir als Kinder sahen die 120 km/h und 30 PS als absolutes unübertreffliches Highlight, wenn man die Angeber aus Amerika mal außen vor lies.
Der CO2-Ausstoß scheint ebenso umwerfend. Kostete für diesen Wagen das Benzin damals noch 50 Pfennige, verbrauchte der VW-Motor bis zu 14 Liter auf 100 Kilometern. Gemessen am Realeinkommen, war das Tanken damals aber trotzdem teurer als heute. Das Wort „geil“ für eine Testfahrt zu gebrauchen hätte sich damals noch niemand getraut, doch auch in diesen Tagen noch scheinen mir die 30 PS für eine Fahrt durch Berlin völlig ausreichend und mein Gemüt passt sich an den Ursprung des Fahrwerks in der Vergangenheit an und fühlt sich schon bei einer Geschwindigkeit von 80 km/h zu schnell für die Straßen.
Erinnerungen werden wach. Genervte Eltern und Geschwister und kurvige Alpenrouten Richtung Süden und Sonnenschein in Italien. Stark, fröhlich und nicht unterzukriegen waren nicht nur wir, sondern auch unser Käfer, der uns durch gefühlte Ewigkeiten fuhr. Aus heutiger Sicht scheint dies näher an der Erfindung des Automobils in 1886 als an heutiger Motorentechnik. So klingt der Vierzylinder, aus dem man klar und deutlich die Luftkühlung heraushören kann.
Der kleine Käfer, in den USA Beetle genannt, lässt sich ohne jegliche Präzision lenken und lässt viel Spielraum um durch ungefähres schätzen so weit zu korrigieren, dass man in etwa die gewünschte Richtung einschlägt. Er scheint Charakter zu haben, wenn dieser auch ein wenig eigenwillig ist. 120 km/h waren das Höchste der Gefühle, wenn auch die Werte auf dem zentralen Tacho bis 140 km/h ausgerichtet waren. Doch warum die Insassen unnötig in Gefahr bringen? Was er nicht wollte, tat der VW-Käfer auch nicht. Selbst die Heizung kannte nur heiß oder kalt. Um zu wissen, wann es an der Zeit war, eine Tankstelle anzusteuern, war Köpfchen gefragt. Eine Tankanzeige für faule Fahrer wie heute, gab es nämlich noch nicht. Möglichst noch bevor der Motor zu stottern begann, durfte der Reservetank durch Betätigen des diensthabenden Hebels zum Einsatz kommen.
Im Jahr 1958 gab es bereits 2,2 Millionen weltweit des hier beschriebenen Testmodells, erhältlich für 4200 Mark. In Mexiko wurde er noch bis ins Jahr 2003 hinein gebaut und fand sich zwischen 21,5 Millionen seiner Art.
Trotz aller Unzulänglichkeiten, er wurde geliebt. Klassenlos ist er auch noch ein seiner neusten Erscheinung. Selbstverständlich schafft es der moderne Motor mit seinen 200 PS zu ganz anderen Sprüngen und verbraucht dabei nur noch die Hälfte als sein älterer 30-PS-Bruder. Gemäß der heutigen Norm reichen die Verbräuche von 4,3 Liter auf 100 km beim Beetle 1.6 TDI Blue Motion und bis zu 7,3 Liter im 2.0 TSI. Es zeigt sich das ungeheure Fortschreiten in der Motorentechnologie, sieht man sich an, dass der CO2-Ausstoß von 112 g/km bis zu 169 g/km reicht. Haben Sportwagen früher mit 200 PS noch 21 Liter pro Kilometer oder mehr verbraucht, konnte man sich das zu den damaligen Zeiten gar nicht träumen lassen.
Trotz neuem modernen Design behält der Käfer seinen Charme aus alten Zeiten. Der neue Beetle ist ein Charakter für sich, ohne dass die Wurzeln dabei geleugnet werden. Die Klappe über dem Handschuhfach erinnert an alte Käfer-Zeiten und auch das restliche Interieur wirkt gut durchdacht und eingepasst.
In Sachen Sicherheit lässt es sich aber nicht streiten. Da sollte in keinem Fall an alte Zeiten angeknüpft werden. Das moderne Modell gibt ein sicheres Fahrgefühl, dass auf vielerlei elektronische Helfer im Sicherheitssystem zurückzuführen ist. Wie bei „Herbie“ scheint es, wird mitgedacht, korrigiert und aus brenzligen Situationen wieder Fahrvergnügen gemacht.
Der zur Zeit stärkste Beetle als 2.0 TSI kann mit seinen 200 PS auf bis zu 223 km/h kommen und lässt sich innerhalb von 7,5 Sekunden auf eine Geschwindigkeit von 100 km/h bringen, was noch in den 80er Jahren gerade mal einem Porsche-911 zugetraut wurde. Der alte Käfer ist bleibt also treuer Begleiter in alten Erinnerungen und Träumen, doch das neue Modell findet seinen Platz nun ebenso charismatisch in den neuen Zeiten.